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Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) spielt eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung von Nordrhein-Westfalen, da es jährlich rund 500.000 ambulante und stationäre Patienten auf 1.300 Betten betreut. Neben seiner Rolle in der Gesundheitsversorgung liegt der Fokus des UKB auch auf Forschung und Lehre. Um diese Aufgaben bestmöglich zu erfüllen, investiert das Klinikum kontinuierlich in die Digitalisierung und Automatisierung seiner Abläufe. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Automatisierung des Transportsystems gelegt. Das Rohrpostsystem TranspoNet stellt die schnelle und zuverlässige Übermittlung von Proben, Dokumenten und medizinischen Gütern sicher.
Die Herausforderung: viele Abteilungen – viele Transporte
Im Zentrum des UKB steht die effektive Versorgung der Patienten. Ein reibungsloser, schneller und sicherer Transport von Proben, Dokumenten und medizinischen Gütern ist dafür von entscheidender Bedeutung. Auf einem Areal von ca. 43 ha mit 38 Kliniken und 31 Instituten kann dies jedoch zu einer Herausforderung werden.
Nicht jede Abteilung verfügt über ein eigenes Labor, weshalb Proben aus verschiedenen Teilen des Geländes zum Zentrallabor transportiert werden müssen. Geschwindigkeit ist hierbei von großer Bedeutung, denn schnelle Diagnosen sind oft ausschlaggebend für den Erfolg der Behandlung. Ebenso wichtig ist der sichere Transport, da beschädigte Proben im Labor nicht mehr korrekt analysiert werden können.
Je nachdem welche Güter wohin transportiert werden müssen, kann manueller Transport in einem Klinikkomplex dieser Größe zeitaufwändig sein und die Diagnoseerstellung verzögern. Mithilfe von Transportautomatisierungslösungen können intralogistische Prozesse effizienter gestaltet und die Patientenbehandlung verbessert werden.
Die Lösung: Automatisierung mit dem Rohrpostsystem TranspoNet
Um den Herausforderungen des manuellen Transports zu begegnen, entschied sich das UKB für die Optimierung des internen Transportsystems mithilfe der Rohrpost TranspoNet. Seit 2018 verbessert das System die Transportprozesse auf dem Campus und wird kontinuierlich weiter optimiert.
TranspoNet ist ein integriertes Rohrpostsystem, das sowohl Material- als auch Datenflüsse innerhalb des Klinikums bündelt. Es verbindet verschiedenste Krankenhausabteilungen miteinander und ermöglicht eine transparente Nachverfolgung mittels RFID-Technologie. Je nach Bedarf stehen verschiedene Rohrpoststationen zur Verfügung, die für effiziente Arbeitsabläufe sorgen.
TranspoNet am UKB
Das Rohrpostsystem am Uniklinikum Bonn gehört zu den größten in Europa und umfasst:
- Ca. 16 km Rohrleitung
- 7 Überfahrten
- 145 Stationen
- Durchschnittlich ca. 1.400 Sendungen täglich
- Die Besonderheit: 5 automatische Entladestationen OpenLog unterstützen 3 unterschiedliche Labore.
TranspoNet verbindet über 17 verschiedene Abteilungen am UKB miteinander. Sendungen können von jedem Ausgangspunkt zu jedem Zielpunkt geschickt werden. Das Transportnetzwerk ist ringförmig angelegt, um Redundanzen zu schaffen und Ausfälle bei Störungen abzudecken. An den 5 automatischen OpenLog Stationen kann zudem dank RFID-Tags genau nachverfolgt werden, wann ein Rohrpostbehälter abgeschickt wurde, wie lange er unterwegs war und wann er an der Zielstation entnommen wurde.
Verschiedene Abteilungen – verschiedene Anforderungen. Standardstationen mit Accessmanagement und schnellem Versenden auf den Pflegestützpunkten, automatische Entladestationen OpenLog in Labor und Virologie, FlapLog im OP-Bereich für den Empfang mehrerer aufeinanderfolgender Büchsen – die Rohrpoststationen am UKB werden den verschiedenen Anforderungen gerecht.
Das Rohrpost-Projekt
Die Planung und Implementierung eines Rohrpostsystems in dieser Größenordnung bergen einige Herausforderungen. Das Rohrnetz musste teilweise in Bestandsgebäude integriert werden, was technische Herausforderungen mit sich brachte. Eine der Überfahrten wurde beispielsweise in Schräglage realisiert, da die Raumhöhe nicht ausreichte.
Ein Klinikkomplex dieser Größe umfasst viele verschiedene Abteilungen mit unterschiedlichen Anforderungen. Diese müssen kontinuierlich evaluiert werden, um den Interessen aller Beteiligten über die gesamte Projektlaufzeit gerecht zu werden.
Vorteile für das Krankenhaus und die Mitarbeiter
TranspoNet trägt maßgeblich zur Automatisierung des Krankenhausbetriebs bei. Statt Fahrzeuge und Mitarbeiter, die weite Strecken über den Campus zurücklegen müssen, gewährleistet die Rohrpost einen sehr schnellen und sicheren Transport – ein entscheidender Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels.
Der kontrollierte Probentransport bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Patientenbehandlung. Manueller oder mangelhafter Transport kann die Zeit bis zur Diagnose erheblich verlängern und birgt ein erhöhtes Beschädigungsrisiko. Eine fehlerhafte Probe führt zu einer fehlerhaften Analyse und damit unter Umständen zu einer falschen Behandlung.
Beim Transport mit einer Rohrpostanlage werden menschliche Fehler reduziert, und das geschlossene System schafft den bestmöglichen Transportweg.
Kontinuierliche Erweiterungen möglich
Auch wenn das Projekt bereits seit 2012 läuft, ist es noch nicht abgeschlossen. Der UKB-Campus wird stetig erweitert, und damit wächst auch das Rohrpostsystem. So soll auch das neue Herzzentrum in das System integriert werden. Auf diese Weise gelangen auch Schnellschnitte unverzüglich ins Labor, und die Patientenversorgung auf höchstem Niveau kann fortgesetzt werden.
Fazit: Transportautomatisierung trägt maßgeblich zu einer verbesserten Patientenversorgung bei
Eine Automatisierung des Transportsystems, wie am Universitätsklinikum Bonn, kann zu einer Steigerung der Effizienz und Qualität der Patientenversorgung führen. Das Rohrpostsystem TranspoNet hat sich dabei als zuverlässige und kostensparende Lösung erwiesen, die das UKB zu einem Vorreiter in diesem Bereich macht.
Mit geplanten Erweiterungen wird das Klinikum seine Position als führende medizinische Einrichtung in der Region weiter stärken und sicherstellen, dass Patient:innen die bestmögliche Versorgung erhalten. Die Automatisierung des Transportsystems ist ein beispielhaftes Zeugnis dafür, wie zuverlässige Technologien die Gesundheitsversorgung verbessern können.