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Durchschnittlich 1.400 Transporte werden pro Tag am Universitätsklinikum Bonn mit der Rohrpost verschickt. Durch 145 Rohrpoststationen und 17 km Rohrnetz können Güter zu jeder beliebigen Station gesendet werden. Das System ist ringförmig angelegt, Transporte erreichen so auch bei Ausfällen ihr Ziel. Für die Mitarbeitenden des Krankenhauses bedeutet die Inbetriebnahme vor allem eines: große Zeitersparnisse und damit eine bessere Patientenversorgung.
Wir haben drei Experten aus unterschiedlichen Bereichen nach ihrer Meinung zur Rohrpost am UKB gefragt:
- Carolin Metzner (Medizinische Technologin im Labor des UKB),
- Charlotte Kaspari (Leiterin Facility Management, UKB) und
- Björn Gernoth (Abteilungsleiter Healthcare Logistics bei Ramboll)
geben uns Einblicke in ihre individuellen Erfahrungen mit der Rohrpost am Uniklinikum Bonn.
Wie ist TranspoNet in den Klinikalltag integriert und welche Anforderungen muss es erfüllen?
Speziell für den Transport von medizinischen Gütern gelten besondere Regeln, um die Sicherheit der Patienten zu garantieren. Ein Rohrpostsystem kann dabei helfen, diese Auflagen zu erfüllen und vor allem menschliche Fehler zu vermeiden.
Carolin Metzner:
Wir verzeichnen am UKB ein sehr hohes Probenaufkommen, die von den Stationen schnellstmöglich und vor allem sicher zu uns ins Labor kommen müssen. Ein Großteil dieser Proben wird mit der Rohrpost versendet; wenn sie bei uns ankommen, werden die Proben automatisch nach ihrer Priorität in zwei verschiedene Körbe sortiert und dann an die Arbeitsplätze verteilt und analysiert.
Laborproben müssen mit äußerster Vorsicht behandelt werden, gerade der präanalytische Teil ist kritisch: Geht in dieser Phase etwas schief, werden Analyseergebnisse verfälscht und der Patient im Ernstfall falsch behandelt. Stumpfe Einwirkungen oder Erschütterungen beim Transport stellen ein ernsthaftes Risiko dar. Durch das Versenden in einem Rohrpostbehälter werden konstante Geschwindigkeiten und genormte Druckverhältnisse sichergestellt, sodass Proben sicher und im Ganzen bei uns im Labor ankommen. Die Rohrpost nimmt uns also nicht nur einen Teil der Arbeit ab, sondern trägt auch maßgeblich zur Probenqualität bei.
Welche Vorteile bietet das System?
Die Rohrpost ist ein altbewährtes System, das in Kombination mit neuerer Steuerungssoftware eine unersetzbare Lösung darstellt. Im Vergleich zum manuellen Probentransport ergeben sich eindeutige Vorteile: Der Transport ist schneller, kann dauerhaft nachverfolgt werden und das Risiko, dass Proben beschädigt werden oder gar verloren gehen, ist deutlich geringer.
Charlotte Kaspari:
Das System ist eigentlich selbsterklärend. Eine Einweisung von ein bis zwei Stunden ist ausreichend, um sich mit allen wichtigen Funktionen vertraut zu machen. Natürlich dauert es etwas, bis sich alle Mitarbeitenden endgültig an die Rohrpost gewöhnt haben, doch der finale Nutzen überzeugt schnell. Ein Klinikalltag ohne sie ist für uns am UKB mittlerweile undenkbar geworden.
Carolin Metzner:
Ich kann mir auch nicht mehr vorstellen, ohne die Rohrpost zu arbeiten. Ein ständig wachsendes Probenaufkommen macht das System unersetzbar. Alle Proben müssen pünktlich im Labor ankommen und analysiert werden, weil davon Patientenleben abhängen. Es hat gerade einmal zwei Wochen gedauert, bis ich mich in der Bedienung des Systems sicher gefühlt habe. Die Handhabung ist unkompliziert und komfortabel. Ich spüre vor allem, wie viel Zeit wir dadurch einsparen, das ist für mich der größte Pluspunkt.
Wie verläuft die Planung eines Rohrpostsystems in einem Krankenhaus solcher Größe?
Bei der Planung einer Rohrpostlösung sollte jede Einrichtung im Hinterkopf behalten, dass die Anzahl an Transporten ausschlaggebend ist. Wie viele Proben müssen pro Tag transportiert werden und was ist das langfristige Ziel? Es macht wenig Sinn, das System auf die momentane Maximalauslastung zu planen. Stattdessen sollte so geplant werden, dass auch in Zukunft höhere Transportaufkommen gehandhabt werden können. Dieser zukunftsbezogene Ansatz ist sinnvoll, um wachsender Nachfrage gerecht werden zu können. Das TranspoNet-System kann so durch Ergänzungen auf dem Gelände, zusätzliche Stationen und Rohre optimal mitwachsen und zukünftige Anforderungen abdecken.
Björn Gernoth:
Ohne ein funktionierendes Team in der Planung und vor Ort geht gar nichts. Die Planungsphase erstreckt sich auf mindesten fünf Jahre, bevor mit der Montage begonnen werden kann. Eine gute Absprache ist in diesem Zeitraum unerlässlich, da wechselnde Teammitglieder und Ansprechpartner beteiligt sind und sich Ansprüche und Bedarf im Lauf der Jahre ändern können. Es ist eine spannende Herausforderung, die sich weiterentwickelt. Speziell am UKB war ausschlaggebend, dass die Vision schon von Anfang an klar war. Das Rohrpostsystem sollte zukünftige Ergänzungen auf dem Campus mit einbeziehen und erweitert werden können. Eine Vielzahl an Rohren und Kapazitäten wurden bei der Planung berücksichtigt. Ein Krankenhaus muss vor der Planungsphase genau wissen, wie seine internen Prozesse gestaltet sind und wie sich die Rohrpost eingliedert. Das Personal muss begleitet und mit dem neuen System vertraut gemacht werden.
Wie fällt das Feedback zur automatisierten Transportlösung aus?
Oft wird man anfangs eher belächelt, wenn man sich für ein System entscheidet, dass schon so lange existiert. Mit der Inbetriebnahme zeigen sich aber schnell die bewährten Vorzüge des Systems. Die Beschäftigten des UKB wollen nicht mehr zum Davor zurück.
Carolin Metzner:
Im Labor können wir unsere Arbeitsläufe jetzt besser timen und einteilen. Außerdem werden Proben automatisch sortiert und priorisiert, das erleichtert uns die Arbeit. Meine Kollegen und ich sind sehr zufrieden mit der Rohrpost und möchten sie nicht mehr missen.
Charlotte Kaspari:
Insgesamt ist die Rückmeldung positiv. Anfangs kamen Zweifel auf, da das System allen neu und fremd war. Doch die Ersparnis an Zeit und Arbeitskräften konnte überzeugen und im Zentrallabor kommt die Rohrpost besonders gut an.
Bewährtes System – auch in Zukunft
Die Rohrpost existiert schon lange – und das alternativlos. Durch neue Technologien und Anpassungen an den jeweiligen Bedarf einer Abteilung bewährt sich dieses System auch in Zukunft.
Vielen Dank an Carolin Metzner, Charlotte Kaspari und Björn Gernoth für ihre Einblicke.