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Superkrankenhäuser: Was macht das Gesundheitssystem in Nordeuropa so erfolgreich?


Felix Jaumann
19. März 2025
Krankenhaus
Lesezeit: 7 Min.
In dänischen Krankenhäusern beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Patienten 3,7 Tage – in Deutschland sind es 7,2 Tage. Was macht dänische Krankenhäuser so effizient? Wir haben darüber mit Frank Daltveit gesprochen. Unser Country Manager in Nordeuropa kennt die Stärken des dortigen Gesundheitssystems genau und hat uns seine Einblicke gegeben.
Superkrankenhaus Skandinavien

Die Struktur der Krankenhäuser im Norden Europas ist besonders. Anstatt vieler kleiner Kliniken gibt es dort sogenannte Superkrankenhäuser—moderne medizinische Einrichtungen, die Spezialbehandlungen gebündelt an einem Ort anbieten. Sie sind mit der neuesten Technik ausgestattet und beschäftigen Spezialisten für fast jeden medizinischen Fall. Das macht die Behandlung effizient und exzellent.

Frank, wie hat sich das Konzept Superkrankenhaus entwickelt?

Frank: „Der Begriff Superkrankenhaus wird vor allem in Dänemark verwendet und ist anderen Ländern weniger gebräuchlich. Im Grunde ist ein Superkrankenhaus ein Universitätsklinikum, in dem das gesamte Fachwissen gebündelt vorhanden ist. Vor allem in Norwegen und Schweden brauchen wir aufgrund der geografischen Größe Krankenhäuser, die in den Städten ein gewisses Maß an Dienstleistungen anbieten.

Dazu kommt eine geringe Bevölkerungszahl. Skandinavien setzt daher schon immer auf große Unikliniken in den Hauptstädten. Das Konzept ist an sich also nicht neu, orientiert sich jetzt aber verstärkt Richtung Zukunft. Es gibt zum Beispiel mehr Möglichkeiten für Kinderbetreuung und neue Einrichtungen werden mit deutlich mehr Spezialabteilungen geplant als früher.

Die Politik ist außerdem gerade dabei, kleinere Kliniken zu schließen oder deren Behandlungsangebot zu reduzieren. Gerade in Norwegen mit seinen Fjorden und verstreuten Siedlungen werden Patienten den großen Krankenhäusern in den urbanen Zentren zugewiesen. Dieser Ansatz ermöglicht eine Mindestfallzahl zu erreichen. Diese ist notwendig, um Ärzte zu gewinnen.

Indem wir also medizinische Leistungen in Superkrankenhäusern bündeln, sorgen wir dafür, dass Patienten die besten Behandlungen von hoch qualifizierten Ärzten bekommen.“

Frank Daltveit
Frank Daltveit, Country Manager Nordics

Die Superkliniken sind mit der neuesten medizinischen IT und Gebäudetechnik ausgestattet, um exzellente Behandlung zu gewährleisten.

Welche Rolle spielt dabei Apotheken- und Transportautomatisierung?

Frank: „Transportautomatisierung spielt eine entscheidende Rolle bei Einrichtungen, die mehrere hunderttausende Quadratmeter umfassen. Effizienter Transport von Gegenständen ist dort unerlässlich. Diese Krankenhäuser messen ihre Behandlungen mithilfe von Kennzahlen, wie beispielsweise der Durchlaufzeit von Blutproben von der Entnahme bis zur Analyse. Dort ist Transportautomatisierung buchstäblich überlebenswichtig, weshalb die Lieferzeit in Sekunden gemessen wird. Je größer das Krankenhaus, desto wichtiger sind Transportsysteme, wie zum Beispiel die Rohrpost.

Für uns sind solche Superkrankenhäuser sehr wichtige Kunden, weil Automatisierungssysteme zum Standard gehören. In Skandinavien wird keine neue Klinik ohne System für Abfall- und Schmutzwäschemanagement, autonome Fahrzeuge oder anderen automatisierten Transport gebaut.

Im Bereich Medikamentenmanagement liegt der Schwerpunkt auf Patientensicherheit und der Reduzierung von administrativen Aufgaben im Pflegeprozess. Es braucht Lösungen, welche die Zeit, die das Apotheken- und Pflegepersonal mit der Vorbereitung von Behandlungen verbringt, reduziert. So bleibt mehr Zeit für die tatsächliche persönliche Patientenbetreuung.

In den verschiedenen Ländern gibt es dafür verschiedene Ansätze. Einige fördern Unit Dose Systeme stark, da spielen unsere Produkte natürlich auch eine große Rolle. Im Grunde suchen Krankenhäuser in allen Ländern nach einer Möglichkeit die Handhabung von Medikamenten zu automatisieren. Das ist, genau wie Transportautomatisierung, mittlerweile Standard im Planungsprozess. Welche Lösung es letztendlich wird, entscheidet die Klinik.“

Die Superkrankenhäuser stehen in einem finanziellen Wettbewerb. Sie setzen auf Rankings und Rentabilitätsberechnungen, um Patienten sowohl innerhalb als auch außerhalb Skandinaviens anzuziehen.

Welche finanziellen Vorteile bieten automatisierte Krankenhauslösungen?

Frank: „Die Krankenhäuser stehen im Wettbewerb zueinander, aber es ist kein gänzlich freier Markt. In Oslo zum Beispiel, gehen die Patienten einfach zur nächstgelegenen Klinik in öffentlicher Hand. Es gibt keine Privatkliniken. Und auch wenn Patienten sich das Krankenhaus aussuchen können, wählen die meisten das nächstgelegene. Im Rest Europas und in den USA ist das Gesundheitssystem weitaus kompetitiver als hier im Norden.

Um die besten Ärzte und Pflegekräfte zu bekommen, braucht es modernste Technik. Bei der staatlichen Finanzierung von Krankenhäusern, wird streng darauf geachtet, Lösungen zu implementieren, die die Patientensicherheit priorisieren. Kliniken erhalten beispielsweise keine Vergütung, wenn sie Patienten ein zweites Mal behandeln müssen. Das macht eine effektive Erstbehandlung auch finanziell wichtig. Bei der Entscheidung in Transportautomatisierung oder Personallösungen zu investieren ist die Kosteneffizienz ein wichtiger Faktor. Am Ende geht es darum, bei maximaler Effizienz den maximalen Standard an Patientenpflege zu bieten.

Das heißt, Patientensicherheit, Kostenreduzierung und das Anwerben der besten Mediziner sind die Hauptmotivation für Transportautomatisierung.“

 

 

Deutschland beispielsweise zentralisiert und spezialisiert gerade das Krankenhaussystem, um Effizienz und Qualität der Versorgung zu verbessern. Ziel dieser Reform ist es, Expertise und spezialisierte Behandlungen in Zentren zu bündeln. So erhalten Patienten die beste Behandlung, auch bei komplexen oder seltenen Erkrankungen. Zusätzlich wird von 2026-2035 ein Transformationsfonds in Höhe von 25 Milliarden Euro eingerichtet, der die Umstrukturierung und Modernisierung der Kliniken finanzieren soll.

Wie kommt es, dass die nordeuropäischen Länder früher erkannt haben, dass spezialisierte Zentralkrankenhäuser die Lösung sind?

Frank: „Das liegt an der Größe des Markts. Norwegen hat nur etwa fünf Millionen Einwohner. Ausreichend Patienten sind Voraussetzung dafür, dass Chirurgen genug Operationen durchführen können. Eine Klinik auf dem Land, in der nur alle drei Monate eine Herz-OP ansteht, ist kein besonders attraktiver Arbeitsplatz für einen hochqualifizierten Chirurgen.

In einem Land wie meinem, in dem die Bevölkerung über weite Teile des Landes verteilt lebt, ist Zentralisierung notwendig, um das beste medizinische Personal anzuziehen. Durch die Zentralisierung stellen wir sicher, dass Ärzte ausreichend oft Patienten behandeln, um ihre Fähigkeiten zu erhalten und durch häufige Anwendung zu verbessern. So ziehen wir gut ausgebildetes Personal an und stellen herausragende Versorgungsqualität sicher. Deshalb sind wir mit dieser Entwicklung früher dran als die anderen europäischen Länder.“

 

 

Die Infrastruktur in Skandinavien ist ganz anders als in Mitteleuropa. Es leben weniger Menschen auf einer größeren Fläche.

Kann man die beiden Situationen überhaupt miteinander vergleichen?

Frank: „Vergleicht man Oslo mit anderen europäischen Städten, ist die Situation ähnlich. Betrachtet man aber die gesamte Region, ändert sich das. Im Gegensatz zu anderen Gebieten haben wir keine kleineren spezialisierten Kliniken quer übers Land verteilt. Stattdessen haben wir kleine klinische Behandlungszentren, die sich auf allgemeine Gesundheitsdienstleistungen wie Geburten fokussieren. Größere Spezialkrankenhäuser befinden sich in den Hauptstädten, dort werden sie am meisten gebraucht.“

Welche politischen Entscheidungen begünstigten die Apothekenautomatisierung?

Frank: „Bei uns hat Patientensicherheit oberste Priorität, weshalb erheblich in Apothekenautomatisierung investiert wird. Studien zeigen immer wieder, dass mehr Automatisierung die Sicherheit der Patienten verbessert. Genau das ist der Antrieb hinter unseren fortschrittlichen Medikamentenmanagementsystemen.

Wir sind überzeugt, dass Unit Dose Systeme das Maximum an Sicherheit darstellen. Allerdings wissen wir natürlich auch, dass Budgets oft beschränkt sind, auch wenn das Ziel maximale Automatisierung und sicherste Lösungen sind.

Die Politik setzt sich trotzdem unermüdlich für Patientensicherheit ein – die treibende Kraft hinter allen öffentlichen Investitionsprojekten. Automatisierung priorisieren bedeutet verbesserte Ergebnisse und höchste Standards bei Sicherheit und Effizienz.“

Allgemein gilt die Arbeitsatmosphäre in skandinavischen Kliniken im Vergleich zu anderen Ländern als etwas weniger angespannt. Der Schwerpunkt liegt auf einem gesunden und glücklichen Personal.

Wie kann Apotheken- und Transportautomatisierung dazu beitragen?

Frank: „In den skandinavischen Ländern bemüht man sich um ein weniger stressiges Arbeitsumfeld für das medizinische Personal. Unsere innovativen Automatisierungskonzepte spielen dabei eine wichtige Rolle. Indem wir die Arbeitsbelastung durch Nebentätigkeiten reduzieren, ermöglichen wir es dem medizinischen Personal, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Patienten.

Unsere fortschrittlichen Transport- und Medikamentenmanagementsysteme sorgen dafür, dass die Mitarbeiter nicht mit Routineaufgaben belastet werden, die effizient von robotergesteuerten Systemen erledigt werden können. Das Ergebnis sind mehr Effizienz und weniger Stress, was zu einer gesunden und zufriedenen Belegschaft beiträgt.

Dieser zukunftsorientierte Ansatz stellt sicher, dass unsere Kunden an der Spitze der Innovation stehen, erstklassige Pflege bieten und gleichzeitig eine positive Arbeitsatmosphäre aufrechterhalten.“

Vielen Dank, Frank, für deinen Einblick.

Hier schreibt: Felix Jaumann
Felix Jaumann

Seit November 2024 ist Felix als Praktikant im Marketing tätig. Er konzentriert sich dabei auf die interne und externe Kommunikation für EMEA und APAC. Seine Fähigkeiten als Student der Medien- und Kommunikationswissenschaft helfen ihm beim Verfassen von Intranet- und LinkedIn-Posts, Blogartikeln und Website-Inhalten.


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