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Ganzheitliches Medikamentenmanagement im Krankenhaus: Der Schlüssel zu effizienter Patientenversorgung


Gianluca Gervasi
10. Januar 2024
Krankenhaus
Lesezeit: 4 Min.
Zentrale und dezentrale Therapieerstellung

Die korrekte und sichere Handhabung von Medikamenten in Krankenhäusern spielt eine entscheidende Rolle bei der angemessenen Behandlung und Pflege von Patienten. Medikationsirrtümer schaden nicht nur der Gesundheit der Patienten, sondern auch dem Ruf eines Krankenhauses. Fehler im Medikationsprozess stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Medikamentenlogistik. Vom Erhalt über die Medikamentenlagerung bis hin zur Verabreichung an den Patienten findet eine Vielzahl an Prozessabläufen statt. Wenn Automatisierung und Digitalisierung dabei keine oder kaum eine Rolle spielen und handschriftliche Eintragungen von Therapiedaten auf Personalschichtwechsel treffen, ist das Potenzial für Fehler hoch, besonders beim Stellen und Administrieren von Arzneimitteln.

Ein ganzheitlicher Ansatz, der das Fachpersonal durch Automatisierung und Digitalisierung im Medikamentenmanagement unterstützt, ist daher sinnvoll. Dabei haben sich ein zentraler und ein dezentraler Ansatz der Therapieerstellung herausgebildet, die sich daran orientieren, wo im Krankenhaus Medikamente gestellt werden.

Sowohl der dezentrale als auch der zentrale Ansatz profitieren von fortschrittlichen Systemen und nahtloser Integration in die IT-Infrastruktur des Krankenhauses.

Zentrale Therapieerstellung

Im zentralen Ansatz ist die Krankenhausapotheke der Ort, an dem Therapien erstellt werden.

Die Zentralapotheke erstellt die Medikation und bereitet sie für den entsprechenden Patienten vor, stets unter Verwendung von Unit Doses.

Vorteile der zentralen Therapieerstellung

  • Zentrale Kontrolle und Standardisierung: Durch die zentrale Lagerung kann der Bestand übersichtlich kontrolliert und Medikamente standardisiert werden.
  • Zentrale Überwachung: Verbrauch und Bedarf werden zentral überwacht.
  • Einfachere Protokolle: Protokolle zum Bestand können zentralisiert und einheitlich erstellt werden.

Zentraler Ansatz mit PillPick

Sobald der Medikamentenvorrat des Krankenhauses unter ein vordefiniertes Minimum fällt, wird automatisch eine Bestellung beim Großhändler ausgelöst und die Zentralapotheke entsprechend bestückt.

In der Zentralapotheke kommt das Unit-Dose-System PillPick zum Einsatz, das die zentrale Therapieerstellung realisiert. Dafür vereinzelt und lagert das vollautomatisierte System Medikamente in der Zentralapotheke.

Gemäß der ärztlichen Verschreibung und nach Validierung durch einen Apotheker bündelt PillPick die einzelnen Unit-Dose-Präparate auf einem Therapiering, fügt ein Etikett hinzu und lagert den Ring aus. Dieses Etikett enthält:

  • Patienteninformationen wie Name und Geburtsdatum
  • Verschreibung inklusive Informationen zum Einnahmezeitpunkt
  • Barcode zur eindeutigen Zuweisung

 

Die patientenspezifische Therapie wird auf die jeweilige Station geliefert. Das Pflegepersonal kann die Medikation dank des beigefügten Etiketts einfach und sicher dem richtigen Patienten zuordnen.

Einfache Rückgabe möglich

Sollte sich die Therapie kurzfristig ändern oder der Patient vorzeitig entlassen werden, kann der Ring einfach an die Zentralapotheke zurückgegeben werden: Bei der Vereinzelung durch PillPick in der Zentralapotheke wird der Blister mithilfe von Lasern in Einzeldosen geschnitten. Die Verpackung des Herstellers bleibt dabei unversehrt, wodurch die Einzeldosis kontaminationsfrei in den Kreislauf zurückgegeben werden kann. In der Apotheke wird das Etikett entfernt und die Unit Dose wieder in das System eingelagert.

Durch diesen Prozess werden Arzneimittelabfälle, und damit auch Kosten, gespart.

Zentrale Therapieerstellung
Zentraler Ansatz mit PillPick

Dezentraler Ansatz

Im dezentralen Modell erstellt das Pflegepersonal die Therapien direkt auf den jeweiligen Stationen.

Ein automatisierter Medikamentenschrank am Ende dieses Prozesses erleichtert es der Pflegekraft, das richtige Medikament fehlerfrei zu entnehmen.

Vorteile der dezentralen Therapieerstellung

  • Schnelle Verfügbarkeit: Durch die patientennahe Lagerung sind Medikamente schnell beim Patienten.
  • Effizienz: Die eigenständige Verwaltung in den jeweiligen Bereichen, kann tägliche Workflows beschleunigen.
  • Anpassungsfähigkeit: Bedarfsänderungen oder Änderungen am Behandlungsplan können einfach angepasst werden.
  • Medikationsfehler: Direkte Verantwortung kann das Fehlerrisiko minimieren.

Dezentraler Ansatz mit BoxPicker

Auch im dezentralen Ansatz wird der Medikamentenbestand des Krankenhauses überwacht. Bei Erreichen des Minimums wird automatisch eine Nachbestellung generiert, um die Zentralapotheke zu bestücken.

Im dezentralen Ansatz befindet sich das automatisierte Apothekenlager BoxPicker in der Zentralapotheke. Egal ob Unit Dose, Blister, Karton oder Ampullen – alle Medikamentenformen werden je gelieferter Charge eingelagert. Es besteht die Möglichkeit, einen Unit Dose Verpacker vorzulagern, sodass ermöglicht wird, nur Einzeldosen in BoxPicker einzulagern.

BoxPicker ist damit der Ausgangspunkt für die Bearbeitung von Sammelbestellungen, mit denen die Stationslager im Krankenhaus aufgefüllt werden. Die Ausgabe der Medikamente wird digital dokumentiert.

Automatisierte Medikamentenschränke als Unterstützung bei der dezentralen Therapieerstellung

Die Arzneimittel werden zwar auch in der Krankenhausapotheke gelagert, die Therapieerstellung findet aber dezentral auf den Stationen statt. In einem optimalen dezentralen Ansatz kommen dort automatisierte Medikamentenschränke zum Einsatz. Diese Stationslager bieten mehrere Vorteile:

  • Geführte Therapieerstellung am Bildschirm und mithilfe von Lichtern sorgt für mehr Patientensicherheit
  • Einfache digitale Dokumentation
  • Aktueller Überblick über Medikamentenbestände im gesamten Klinikum

 

Das System identifiziert außerdem Über- und Unterbestände auf anderen Stationen. Das verhindert Arzneimittelengpässe, vermeidet Fehlmedikationen und senkt Kosten, die durch nicht genutzte Medikamente entstehen.

Dezentrale Therapieerstellung
Dezentraler Ansatz mit BoxPicker

Welcher Ansatz passt?

Pauschal lässt sich nicht sagen, welcher Ansatz besser oder schlechter ist. Für welchen Ansatz sich ein Krankenhaus entscheidet hängt von verschiedenen Faktoren ab. Größe und Struktur der Einrichtung, Patientenversorgung und Spezialisierung sowie Logistik und Infrastruktur spielen eine ebenso wichtige Rolle wie Budget und Ressourcen.

Eine gründliche Analyse der aktuellen Situation, der individuellen Bedürfnisse, Ressourcen und Betriebsabläufe ist daher wichtig, um die passende Lösung für das Medikamentenmanagement zu finden. Auch ein hybrider Ansatz, der beide Formen miteinander kombiniert, kann je nach Krankenhaus der richtige Weg sein.

Hier schreibt: Gianluca Gervasi
Gianluca Gervasi

Als Produktmanager für Apothekenautomatisierung erstellt Gianluca das Anforderungsprofil für die Entwicklung unserer Automatisierungslösungen und unterstützt bei der Markteinführung neuer Produkte. Er fokussiert sich dabei hauptsächlich auf unsere automatisierten Lager- und Ausgabesysteme BoxPicker, EvoTec und MedSMART.


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