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Europas Krankenhäuser im Wandel: Ein Blick auf Herausforderungen und Erfolgsgeschichten


Julia Kahraman
31. Mai 2023
Krankenhaus
Lesezeit: 6 Min.
Von Skandinavien über die Niederlande nach Deutschland, Frankreich und in die Schweiz – in der europäischen Gesundheitslandschaft gibt es eine Reihe verschiedener Trends und Herausforderungen. Egal ob es sich um öffentliche Krankenhäuser oder private Einrichtungen handelt, jedes Krankenhaus hat eigene Ansätze und Spezifikationen, wenn es um Gesundheitseinrichtungen geht. Wir werfen einen genaueren Blick auf den Krankenhaussektor in Europa, um den aktuellen Aufbau, die Herausforderungen und die sich abzeichnenden Trends zu ermitteln. Die Reise durch 5 Regionen zeigt, wie die verschiedenen Länder mit den herausfordernden Entwicklungen im Krankenhaussektor umgehen.

Andere Länder, andere Gesundheitssysteme

Krankenhäuser stehen vor verschiedensten Herausforderungen: Kosten senken, Fachkräftemangel, Einführung digitaler Arbeitsabläufe oder Datenschutzfragen. Je nach Land kommen verschiedene Ansätze und Strategien zum Einsatz. Wir haben uns das Gesundheitswesen in Dänemark, den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und der Schweiz genauer angeschaut.

Skandinaviens innovative Konzepte steigern die Effizienz und verbessern die Qualität der Patientenversorgung

Skandinavien hat schon früh die Weichen für den Bau der so genannten Superkrankenhäuser gestellt: eine grundsätzliche Umstrukturierung auf organisatorischer Ebene. Durch den Ausbau von Fachbereichen, den Fokus auf Akutbehandlungen und weniger Krankenhausaufenthalte sowie Investitionen in E-Health wollen die staatlichen Behörden Effizienz und Versorgungsqualität verbessern und gleichzeitig Kosten senken.

Beispiel Dänemark: Seit 2007 führt Dänemark eine umfassende Reform seines Gesundheitssystems durch, die sich auf die Modernisierung der klinischen Landschaft konzentriert. Das hat Auswirkungen auf ganz Skandinavien. Im Zuge der Reform wurden kleine Kliniken in große, hochmoderne Superkrankenhäuser umgewandelt, die durch Rankings und Rentabilitätsberechnungen miteinander konkurrieren, um Patienten innerhalb und außerhalb Skandinaviens anzuziehen.

Die Einrichtungen sind mit der neuesten medizinischen IT- und Gebäudetechnik ausgestattet. Sie sind bestrebt, den Patienten so effizient wie möglich eine erstklassige Versorgung zu bieten. Lösungen, die eine Effizienzsteigerung oder eine Patientenunterstützung versprechen, werden von den Kliniken bereitwillig angenommen, da sie durch staatliche Investitionen besonders gefördert werden.

Dass E-Health und Digitalisierung in den neuen Superkrankenhäusern in Skandinavien zum Alltag gehören, zeigt sich sowohl bei der Ausstattung als auch bei der Patientenversorgung. Dies wird unter anderem an der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der dänischen Krankenhauspatienten deutlich, die mit 3,7 Tagen die kürzeste aller EU-Länder ist. Zum Vergleich: In Deutschland ist der Aufenthalt mit 7,2 Tagen doppelt so lang.

Digitalisierung senkt Kosten im niederländischen Gesundheitswesen

Die öffentlichen Krankenhäuser in den Niederlanden konkurrieren mit privaten Einrichtungen. Modernste Technologien und erstklassige Behandlung machen Krankenhäuser für Patienten attraktiv, weswegen Digitalisierung und Automatisierungslösungen eine entscheidende Rolle in der niederländischen Krankenhauslandschaft spielen.

Seit Jahren investieren die Niederlande gezielt in die Digitalisierung von Medizin, Pflege und digitalen Patienten-Self-Services. Solche Investitionen sind möglich, weil auch die digitale Verschreibung von Therapien und die elektronische Speicherung von Daten seit vielen Jahren zum Standard gehören. Diese Maßnahmen senken die Kosten im Gesundheitswesen und erhöhen die Qualität der Versorgung – und sie werden vom niederländischen Staat gezielt gefördert.

Wie viele andere Länder sind auch die Niederlande mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Im Jahr 2023 sind weitere Investitionen in Höhe von 130 Millionen Euro geplant, um die Arbeitsbelastung des Gesundheitspersonals zu verringern und den Gesundheitsberuf für potenzielle Arbeitnehmer attraktiver zu machen.

Hohe Gesundheitsausgaben ermöglichen deutschen Bürgern einen einfachen Zugang zum Gesundheitssystem

Kommen wir zum direkten Nachbarn der Niederlande: Deutschland. Im internationalen Vergleich gibt Deutschland sehr viel Geld für Gesundheit aus. Im Gegenzug erhalten die Deutschen auch einen sehr guten Zugang zum System und ein hohes Angebot an Gesundheitsleistungen. Die Qualität der Versorgung bewegt sich jedoch oft nur im Mittelfeld der OECD-Länder.

Der Anteil der öffentlichen Einrichtungen in Deutschland nimmt stetig ab: er sank von 44,6 % (1992) auf 29 % (2020). Immer mehr Kommunen oder Bundesländer verkaufen ihre Einrichtungen an private, gewinnorientierte Unternehmen. Deren Anteil ist von 15,5 % (1992) auf 38,5 % (2020) gestiegen. Gemessen an der Zahl der Betten machen öffentliche Einrichtungen – mit sinkender Tendenz – immer noch den größten Anteil der 650.167 Betten in Deutschland (im Jahr 2020) aus.

Anders als in den nordischen Ländern birgt die Digitalisierung erhebliche Herausforderungen für die deutsche Krankenhauslandschaft, die insbesondere durch eine veraltete oder fehlende IT-Infrastruktur, starke Datenschutzbestimmungen und ein hohes Maß an bürokratischen Prozessen in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen entstehen. Zudem sind einheitliche, zentrale Ansätze aufgrund der sehr dezentralen Kliniklandschaft nur schwer umsetzbar. Allerdings ist ein Trend in der stationären Arzneimittelversorgung erkennbar: Zentralapotheken versorgen das Hauptkrankenhaus und einige Satelliteneinrichtungen. Parallel dazu fördert der Apothekerverband die zentrale Umverpackung in Einzeldosen im Rahmen eines geschlossenen Medikamentenmanagements.

Frankreich treibt Digitalisierung und Automatisierung im Gesundheitswesen voran

In Frankreich entfallen rund 85 % des Krankenhausmarkts auf den öffentlichen und 15 % auf den privaten Sektor. Außerdem weist die französische Krankenhauslandschaft eine große Anzahl an Krankenhausbetten auf (386.918 im Jahr 2020), wobei sich die meisten in größeren, spezialisierten Krankenhäusern befinden. Betrachtet man diese Bettenzahl, so ist ein Rückgang von 7,15 % von 2010 bis 2021 zu erkennen, während in Deutschland die Bettenzahl nur um 3,6 % zurückging.

Was die Digitalisierung und Automatisierung angeht, sind die französischen Krankenhäuser weiter fortgeschritten als ihre deutschen Pendants. Insbesondere bei der Einführung elektronischer Patientenakten und dem Austausch von Gesundheitsinformationen sind sie sehr weit entwickelt, wenngleich sie noch nicht auf dem gleichen Niveau wie die skandinavischen Länder und die Niederlande sind. Dies hängt mit der Größe und Komplexität des französischen Gesundheitssystems zusammen.

Der Trend geht jedoch zu höheren Investitionen in Technologie und Digitalisierung mit den primären Zielen

  • Kosteneffizienz,
  • Dokumentation,
  • Patientenmanagement und
  • Kommunikation zwischen Gesundheitsdienstleistern.

 

Das medizinische Fachpersonal bei diesen Veränderungen zu begleiten, ist eine Herausforderung für französische Krankenhäuser.

Bei der stationären Arzneimittelversorgung gehen die französischen Krankenhäuser zu einem zentralisierten Ansatz innerhalb ihrer Arzneimittelversorgung über, der von den Zentralapotheken übernommen wird. Wie in Deutschland rückt der Unit-Dose-Ansatz zunehmend in den Fokus.

Schweiz: Eine der weltweit besten Krankenhauslandschaften

Zu guter Letzt: die Schweiz. Das Schweizer Gesundheitssystem ist überwiegend in öffentlicher Hand, hat aber einen kleinen, wachsenden privaten Sektor. Fachleute sagen voraus, dass die Schweiz irgendwann die niederländischen und skandinavischen Modelle übernehmen wird. Konkrete Reformen dazu sind aber noch nicht verkündet worden. Das Schweizer Krankenhaussystem gilt als eines der Besten weltweit. Die hohen Ausgaben setzen das Land jedoch auch unter Druck, Kosten einzusparen.

Schweizer Krankenhäuser haben bereits mehrere Maßnahmen ergriffen:

  • Digitalisierung
  • Modernisierung
  • Elektronische Gesundheitsakten
  • System für den Austausch von Gesundheitsdaten
  • Telemedizin

 

Die Schweizer Krankenhäuser setzen verstärkt auf ambulante Versorgung und Verkürzung der stationären Aufenthaltsdauer. Diese Verlagerung zielt darauf ab, die Qualität der Versorgung zu verbessern und die Kosten zu senken. Außerdem gehen die Krankenhäuser dazu über, ihre Arzneimittelversorgung durch eine Zentralapotheke zu bündeln, die sowohl stationäre als auch ambulante Apotheken beliefert.

Die hohen Kosten für die Digitalisierung und die Aufrüstung der Technologie stellen jedoch, insbesondere für öffentliche Krankenhäuser, die mit Budgetbeschränkungen konfrontiert sind, eine Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass die sichere Speicherung und Verwaltung sensibler Patientendaten angesichts strengerer Datenschutzbestimmungen oft schwierig sind. Wie fast alle europäischen Länder hat auch die Schweiz mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen. Dadurch kann der technologische und digitale Fortschritt in Bezug auf Qualifikationen, Innovationen und Veränderungen eingeschränkt werden.

Best Practices von den Nachbarn

Diese Reise durch die verschiedenen europäischen Gesundheitslandschaften schafft ein tiefergehendes Verständnis für die unterschiedlichen Herausforderungen und innovativen Lösungsansätze der Länder. Durch den Vergleich der Best Practices und Nutzung bewährter Konzepte anderer Länder können Gesundheitssysteme verbessert werden, um eine bessere Patientenversorgung zu gewährleisten.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist die Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Angesichts des Arbeitskräftemangels in ganz Europa sind Investitionen in digitale und automatisierte Lösungen unerlässlich, um die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken. Letztendlich wird uns dies ermöglichen, die Patientenversorgung zu priorisieren und die Behandlungsergebnisse zu verbessern.

Im Mittelpunkt aller Überlegungen: die Patienten. Durch die Umsetzung zukunftsweisender Maßnahmen und die Förderung der digitalen Transformation können wir heute und für die kommenden Generationen eine patientenorientiertere und nachhaltigere Gesundheitslandschaft schaffen.

Hier schreibt: Julia Kahraman
Julia Kahraman

Als Head of Marketing EMEA/APAC & Global Brand and Communication Manager stammt nicht nur unsere Purple Identity aus Julias Ideen, sondern auch alle Marketingaktivitäten für die EMEA/APAC-Region. Ebenso wird das Produktmarketing von ihr und ihrem Team gesteuert.


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