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Florence Nightingale – eine Frau, die das Gesundheitswesen reformierte


Julia Bröcker
8. Mai 2024
Krankenhaus
Lesezeit: 6 Min.
Das oberste Gebot in der Pflege ist das Patientenwohl. Leicht gesagt, doch wie kann eine optimale Versorgung gewährleitet werden? Ein Zusammenspiel aus strukturierter Organisation, zielgerichteter Pflege und individueller Betreuung ist die Voraussetzung für patientenorientiertes Handeln. Diese Voraussetzungen zu erfüllen, gestaltet sich nicht immer einfach. Florence Nightingale gilt als Schlüsselfigur in der Geschichte der Pflege und ebnete den Weg für das moderne Gesundheitssystem, wie wir es heute kennen.
Florence Nightingale

Florence Nightingale, Lady with the Lamp

Florence Nightingale wurde am 12. Mai 1820 in Florenz als Kind wohlhabender Eltern geboren und starb am 13. August 1910 in London. Sie gilt als Begründerin der modernen Krankenpflege und etablierte die erste Schule für angehende Krankenschwestern, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Damit sorgte sie für eine Vielzahl an Reformen im Gesundheitswesen.

Außerdem gilt sie als Pionierin im Bereich der statistischen Datenerfassung und konnte mit ihren mathematischen Kompetenzen die Pflege nachhaltig bereichern. Als erste Frau überhaupt erhielt Florence Nightingale den britischen Verdienstorden Order of Merit. Jährlich wird ihr am internationalen Tag der Pflege gedacht, der anlässlich ihres Geburtstags am 12. Mai begangen wird.

Schlüsselmomente in der Biografie von Florence Nightingale

Das Leben von Florence Nightingale war geprägt von entscheidenden Ereignissen. Im Kindes- und Jugendalter genoss sie eine hohe Bildung, für Frauen zur viktorianischen Zeit untypisch. Ihr Vater lehrte sie in modernen und antiken Sprachen ebenso wie der Philosophie, wodurch Nightingale zu einer reflektierten und gebildeten Frau heranwuchs. Mit 16 Jahren soll sie göttliche Visionen gehabt haben, mit dem Auftrag, das menschliche Leid auf der Erde zu mindern. Sie interpretierte dies als Aufruf, in den Bereich der Krankenpflege einzusteigen. Das Problem: Der Beruf des Pflegers war in der damaligen Gesellschaft weder hoch angesehen noch stellte er eine akzeptierte Rolle für eine Frau dar.

Der Beginn ihrer Karriere

Erst nach langem Bitten konnte Nightingale ihren Vater von ihren Karrierewünschen überzeugen und 1851 eine Ausbildung in einer protestantischen Einrichtung in Kaiserswerth, Deutschland, beginnen. Nach ihrer Heimkehr zwei Jahre später wurde Florence Nightingale im Krankenhaus in London als Leiterin eingestellt und verbesserte Pflege und Verwaltung dort erheblich.

Versorgung mit System

Besonders prägend war für Nightingale ihr Engagement während des Krim-Krieges (1853-1856), in dem sie unter widrigsten Bedingungen ein sinnvolles Versorgungssystem für Verwundete etablieren konnte – ein Vorreiter des modernen Medikamentenmanagements. Ab 1856, nach einem Treffen mit Queen Victoria, brachte Florence Nightingale Sozial- und Gesundheitsformen in England ins Rollen. Zahlreiche Veränderungen in der Versorgungsstruktur sind auf diese Zeit und ihren Einfluss zurückzuführen.

Ausbildungsreform

Zwischen 1859 und 1860 veröffentlichte sie mehrere Publikationen, darunter die bekannten Werke „Notes on Hospital“ und „Notes on Nursing“. Im Jahr 1860 eröffnete Nightingale ihre School of Nursing, finanziert mit Mitteln aus dem Nightingale Fund. Die Ausbildungsstätte ermöglichte es Frauen erstmals, strukturiert in den Beruf der Krankenpflegerin eingeführt zu werden.

Florence Nightingale und ihre Bibliografie zeigen eindrucksvoll, wie Änderungen im Gesundheitswesen nachhaltige Wirkung erzielen können.

Die Bedeutung von Florence Nightingale in der Geschichte der Pflege

Dass Frauen außerhalb von zu Hause arbeiten, wurde im Viktorianischen Zeitalter nicht gern gesehen. Eine Frau im Pflegeberuf war ein absolutes Tabuthema. Durch das untypische Berufsbild waren die Chancen für Frauen minimal— sie blieben abhängig von ihrer Familie oder ihrem Ehemann.

Mit der Gründung ihrer Nursing School schaffte Florence Nightingale für Frauen einen Zugang zu weiterführender Bildung. Durch sie konnte das Bild der Krankenschwester rapide an Ansehen gewinnen und Frauen mehr gesellschaftliche Partizipation ermöglicht werden. Ihr Ausbildungsmodell wurde weltweit übernommen, Frauen erhielten in der Folge Zugang zu sekundärer Bildung und praktischen Ausbildungsberufen.

Nightingales Affinität zu Daten und Statistiken inspirierte heutige Modelle zur genauen Erfassung von

  • Sterbefällen
  • Effizienz
  • Versorgungsengpässe
  • Krankheiten

 

Ihr Weg, Daten in übersichtlichen Diagrammen, wie Coxcomb visuell darzustellen, trägt nach wie vor zu einer klaren Datensammlung und Analyse bei.

Coxcomb Diagram
Das Coxcomb-Diagramm wurde von Florence Nightingale mit Hilfe von William Farr entworfen. Es illustriert die Anzahl der vermeidbaren Todesfälle während des Krimkrieges aufgrund von Infektionen, die hätten vermieden werden können.

Ihre über 200 Veröffentlichungen, die in einfacher und verständlicher Sprache geschrieben sind, wurden einem breiten Publikum zugänglich gemacht. So konnten auch Laien essentielle Grundlagen zur Pflege von Kranken verstehen und anwenden.

Für Nightingale war es wichtig, ihr Wissen niederzuschreiben und zu teilen, selbst als sie durch eine chronische Krankheit bettlägerig wurde und sich ihr Gesundheitszustand immer weiter verschlechterte.

Patientenorientierte Versorgung, strukturierte Planung und zielführendes Handeln sind noch heute allgemein gültige Grundsätze in der Pflege – sie alle sind Florence Nightingale zu verdanken.

Die Rolle von Florence Nightingale während des Krimkriegs: Ein Blick auf ihre Pflegearbeit

Als 1853 der Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich ausbricht, ist der Hauptaustragungsort die Halbinsel Krim. England kämpft als Alliierter an der Seite des Osmanischen Reichs. In den englischen Krankenlagern herrschen erbärmliche Zustände:

  • Es gibt keinerlei System zur Behandlung.
  • Verwundeter Soldaten werden nur dürftig versorgt.
  • Es fehlt an grundlegendem Versorgungsmaterial.

 

Der Aufschrei in England ist groß, als bekannt wird, wie dramatisch die Lage wirklich ist. Es werden Forderungen nach sofortigen Verbesserungen laut. Der damalige Kriegsminister wendet sich an die erfahrene Krankenschwester Florence Nightingale und bittet sie um Hilfe. Interessanterweise schreibt Nightingale zeitgleich einen Brief an dessen Frau und bietet ihre Hilfe von sich aus an.

Ankunft im Kriegsgebiet

Nach kurzer Vorbereitung reist Florence Nightingale mit 38 Krankenschwester ins Krisengebiet und stößt direkt auf Ablehnung: Die Offiziere vor Ort verweigern ihnen den Zugang zu den Verletzten und nehmen ihre Hilfe nicht an. Erst als das Lazarett völlig überlastet ist, dürfen sie eingreifen. Ihre Hauptaufgaben bestehen darin, sich um die Beschaffung und Reinigung benötigter Materialien zu kümmern und die Grundbedürfnisse der Soldaten zu stillen. Sie verteilen Essen und stellen saubere Kleidung bereit. Auch psychologischer Beistand fällt in ihren Aufgabenbereich.

Nightingale erkennt, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um eine schnelle Genesung voranzutreiben. Sie führt ein striktes Protokoll über Sterbefälle, Krankheiten, usw. Aus ihren Erkenntnissen zieht sie Konsequenzen für Behandlungsmethoden. Die Sterberate sinkt nach ihrer Ankunft drastisch.

Lady with the Lamp

Ihren Beinamen „Lady with the Lamp” verdankt Florence Nightingale ihrem heldenhaften Einsatz während des Krieges. In ihren zahlreichen Nachtschichten ging sie mit einer kleinen Lampe von Bett zu Bett, spendete Trost und kümmerte sich hingebungsvoll um die kriegsversehrten englischen Soldaten. Nicht nur vor Ort, sondern auch in England selbst konnte sie sich höchsten Respekt und Wertschätzung verdienen.

Tag der Pflege: eine Hommage an Florence Nightingale

Jedes Jahr am 12. Mai wird international der Geburtstag der bedeutenden Krankenschwester gefeiert: Es ist der internationale Tag der Pflege. Damit soll an ihre revolutionären Praktiken und Methoden erinnert werden und gleichzeitig die Wichtigkeit des Pflegeberufs hervorgehoben werden. Damals wie heute stehen Pflegekräfte vor Herausforderungen, die adaptive Lösungen verlangen. Unverändert bleibt ebenfalls die Verantwortung, die sie tragen. Alle Prozesse müssen am Ende dem Patienten bestmöglich zugutekommen.

Ohne Florence Nightingale wäre die Pflege nicht das, was sie heute ist

Florence Nightingale machte den Weg frei für eine progressive Entwicklung des Gesundheitssystems. Dank ihr konnten Schritt für Schritt Verbesserungen vorgenommen werden, die nachhaltig zum Patientenwohl beitragen. Nightingales Erfahrungen zeigen, wie wichtig es ist, interne und externe Abläufe stetig zu optimieren.

In der heutigen Zeit ist der Einsatz von Automatisierung eine willkommene Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Doch was am Ende am meisten zählt, sind die Patienten—und die standen auch für Florence Nightingale immer an oberster Stelle.

Hier schreibt:

Julia Bröcker, deren Gefühl für sprachliche Feinheiten unsere interne und externe Kommunikation bereichert.


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